Die Zukunft wächst nach

Nachhaltig wirtschaften mittels Bioökonomie – KickOff des neuen Zukunftsraums mit der Innovationscommunity

(Fotos: Stadt Aachen/Friederike Dietz)

Am 19.02.2025 fand im OecherLab das Kick-Off des kommenden Zukunftsraums zum Thema Bioökonomie statt – ein Abend, der eindrucksvoll zeigte, wie viel Potenzial in biobasierten Innovationen steckt und welche Chancen sie für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt bieten. Dabei wurde auch deutlich, dass der Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise neue Denk- und Arbeitsweisen erfordert, aber genau darin ein enormes Innovationspotenzial liegt.
Das OecherLab bot den perfekten Rahmen für diesen Austausch – ein Ort, an dem Ideen aufeinandertreffen, neue Perspektiven entstehen und erste Weichen für die nächsten Monate gestellt wurden. In den kommenden Wochen wird die Ausstellung finalisiert und das Veranstaltungsprogramm konkretisiert, um den Zukunftsraum gemeinsam mit der Community mit Leben zu füllen.
Der Zukunftsraum Bioökonomie soll ein Ort sein, an dem Wissen, Innovation und Praxis zusammenkommen, um Bioökonomie greifbar und erlebbar zu machen – durch Exponate, Workshops und Austauschformate. Die Eröffnung findet am 29.04.2025 im Rahmen der RWTH Late Night statt, doch der Zukunftsraum wächst über die Zeit weiter und bleibt für mindestens sechs Monate eine offene Plattform für neue Impulse, Kooperationen und Experimente.

Erkenntnisse aus dem Kick-Off: Herausforderungen und Potenziale

Der Auftakt zur Gestaltung des Zukunftsraums zeigte eindrucksvoll:

Bioökonomie ist ein vielschichtiges und komplexes Thema – und genau deshalb ist es wichtig, es aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten.

  1. Bioökonomie als systemische Transformation

Bioökonomie ist nicht einfach nur die „grüne“ Alternative zur heutigen Wirtschaft, sondern eine tiefgreifende Veränderung. Es reicht nicht, fossile Rohstoffe durch nachwachsende zu ersetzen – die gesamte Art, wie wir produzieren, konsumieren und recyceln, muss überdacht werden. Ein zentraler Punkt aus der Diskussion: Biomasse für Energie ist kritisch zu hinterfragen. Vielmehr sollte es darum gehen, Nutzbarkeit und Zirkularität in den Mittelpunkt zu rücken.

  1. Zirkularität als Kernargument?

Wie schaffen wir es, dass Bioökonomie nicht zur Konkurrenz für andere Nachhaltigkeitsziele wird? Die Frage, ob Unternehmen und Akteur:innen in zu kurzfristigen oder isolierten Kategorien denken, wurde kontrovers diskutiert. Beispielsweise wurden der Holzbau als CO₂-Speicher einerseits als große Chance gesehen, während andererseits die Frage aufkam, woher die benötigten Holzressourcen künftig stammen sollen.

  1. Fehlender „großer Plan“ – aber große Chancen

Ein weiteres zentrales Thema war die fehlende übergreifende Strategie. Es gibt derzeit keine einheitliche Bioökonomie-Roadmap für das Rheinische Revier oder die Region Aachen. Die Community betonte jedoch: Es geht nicht nur um Strategiepapiere, sondern um konkretes Handeln.

  1. Wirtschaft, Politik, Gesellschaft – ein gemeinsamer Weg?
  • Wirtschaft: „Eigentlich müssten wir unsere Wirtschaft radikal umbauen, aber das geht ja nicht.“ Diese Aussage zeigt das Dilemma vieler Unternehmen: Die Notwendigkeit zur Veränderung ist erkannt, aber die Rahmenbedingungen fehlen oder sind zu komplex.
  • Politik/Verwaltung: Der Flächenbedarf für eine funktionierende Bioökonomie ist ein drängendes Thema. Viele Kommunen tun sich schwer, Flächen für Recyclinganlagen oder Agroforstprojekte bereitzustellen – oft aus Sorge, dass dadurch keine neuen Arbeitsplätze entstehen. Ist das ein Mythos oder eine echte Herausforderung?
  • Gesellschaft: Bioökonomie wird oft als technisches Konzept diskutiert, doch die Akzeptanz in der Bevölkerung ist entscheidend. Wie können wir positive Narrative entwickeln, ohne Greenwashing zu betreiben?

Reflexion: Wie machen wir Bioökonomie konkret?

Die Diskussionen im Kick-Off machten eines klar: Die Begeisterung für Bioökonomie ist da, aber die Umsetzung bleibt komplex.

Einige zentrale Fragen, die das OecherLab weiterverfolgen wird:

  • Wie können wir Bioökonomie gezielt mit anderen Zukunftsthemen wie Klimaanpassung, Quartiersentwicklung oder Digitalisierung verknüpfen?
  • Kann Bioökonomie nicht nur ressourcenschonend sein, sondern auch wirtschaftlich tragfähig?
  • Kann Kreislaufwirtschaft helfen, Schritt für Schritt unsere Wirtschaftsweise zu verändern?

Ein Gedanke, der in der Abschlussrunde aufkam: Vielleicht ist Bioökonomie genau deshalb so spannend, weil sie Synergien schafft, die weit über das Thema selbst hinausgehen. Statt einzelne Probleme isoliert zu betrachten, sollten wir ganzheitliche Lösungen entwickeln, die gleichzeitig wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Mehrwert bringen.

Mit wem wir arbeiten: Das Begleitforschungsprojekt „Bioökonomie Verstehen. Verbinden. Unterstützen.“

Um das Thema wissenschaftlich fundiert und praxisnah im OecherLab zu verankern, arbeiten wir bisher eng mit der Begleitforschung „Bioökonomie Verstehen. Verbinden. Unterstützen.“ zusammen. Diese Initiative bringt wertvolle Expertise mit und unterstützt den Zukunftsraum Bioökonomie in der inhaltlichen Ausarbeitung und Netzwerkarbeit.

Ausblick: Der Zukunftsraum Bioökonomie nimmt Fahrt auf – Eröffnung am 29.04.2025

Das Kick-Off-Event war erst der Anfang. In den kommenden Monaten werden wir mit Unternehmen, Wissenschaftler:innen, Verwaltung und Gesellschaft weiter an konkreten Ideen arbeiten – sowohl im Rahmen der Ausstellung als auch in begleitenden Veranstaltungen.

Wer sich beteiligen oder eigene Projekte einbringen möchte, ist herzlich eingeladen!

Die Bioökonomie kann eine zentrale Rolle in einer nachhaltigen Wirtschaft spielen – wenn wir sie klug gestalten und bestehende Hürden abbauen. Der Zukunftsraum im OecherLab bietet dafür die Plattform, um genau diese Transformation voranzutreiben.

Bleiben wir also dran: Die Zukunft wächst nach. 🌱

Fazit

Bioökonomie ist also ein Begriff, der aus seiner Abstraktion in die Umsetzung gebracht werden muss. Dieses Feld ist komplex, bietet aber riesiges Potenzial für nachhaltiges Wirtschaften, Ressourcenschonung und Innovation. Doch es gibt auch Herausforderungen:

Mit dem neuen Zukunftsraum Bioökonomie im OecherLab wollen wir genau diese Fragen angehen. Dabei ist es uns besonders wichtig, frühzeitig den Austausch mit der Innovationscommunity zu suchen.

Der Zukunftsraum wird so zu einer Plattform für den Austausch und die Weiterentwicklung neuer Ansätze – nicht nur eine Ausstellung, sondern ein aktiver Denk- und Experimentierraum.

Ein großes Dankeschön an die Innovationscommunity Bioökonomie!

Folgende Organisationen haben teilgenommen:

  • Abteilung Wissenschaft und digitale Innovation bei der Wirtschafts- und Wissenschaftsförderung der Stadt Aachen
  • OecherLab der Stadt Aachen
  • AGIT
  • Aachener Verfahrenstechnik, RWTH Aachen University
  • Graduiertencluster AUFBRUCH
  • Babor Beauty Group
  • Bio4MatPro
  • Bioökonomie-VVU
  • BioökonomieREVIER
  • FH Aachen, Chemie und Biotechnologie
  • FaserInnovationsZentrum Zerkall
  • Geschäftsstelle Bioökonomie Rat NRW
  • Gemeinwohlökonomie Regionalgruppe Aachen
  • Hanf Innovation Hub
  • IKIGO Studios
  • In4Climate.RR (Nachhaltige Kohlenstoffwirtschaft)
  • ITA RWTH Aachen University
  • Lehrstuhl für Biotechnologie, RWTH Aachen
  • PTJ, Nachhaltige Entwicklung und Innovation Bioökonomie
  • RWTH Aachen HumTec Institute
  • RWTH Center for Circular Economy
  • RWTH HumTec, Bioökonomie-VVU
  • STO, RWTH Aachen University
  • TIME Research Area, RWTH Aachen University
  • WFG Kreis Heinsberg – ingrain
  • Zukunftsagentur Rheinisches Revier

Sie waren nicht dabei, sollten es aber sein?

Uns ist bewusst, das wir nur einen Ausschnitt der Bioökonomie-Community am 19.02.2025 im OecherLab begrüßen konnten. Sie sind Teil dieser Community und wollen bis zum Herbst uns ein Zeichen auf dem Weg zum nachhaltigen Wirtschaften setzen?

Dann melden Sie sich bei uns!